Montag, 22. November 2010

Arbeut im Osten

Arbeut! Was ist Arbeut?
Arbeut ist in großen Teilen OstDEUTSCHLANDS weitverbreitet und ist die Ausbeutung der Arbeitnehmer im Osten. Es ist der Versuch auszuprobieren, wie weit ein Arbeitnehmer           (vorerst im Osten)  bereit ist, ethische Diskriminierungen für seinen Lebensunterhalt hinzunehmen.
Es ist der Versuch, die Löhne derart zu drücken, bzw. die Arbeitsbedingungen so billig und diskriminierend zu gestalten, bis die Leute von selbst resigniert das Handtuch schmeißen und zu Hartz4 wechseln.
Und warum das alles? Profitgier, wie der Finanzsektor?
Man kann dies unter dem Begriff Feldversuch abtun.
Wenn die Grenze des äußerst Zumutbaren erreicht sein wird, werden die Arbeitgeber unter dem Deckmantel der s o z i a l e n  Marktwirtschaft , Arbeut auch nach dem Westen transferieren. Dann werden sich die Menschen nach dem Linksabbiegepfeil, welcher so ziemlich als einziges bei der Vereinigung aus dem Osten (teilweise) übernommen wurde, sehnen.
Nein ich bin kein Jammerossi! Wie läuft Arbeut genau ab? Ein Beispiel aus Mittelsachsen.
Ein Betrieb in der Nahrungsmittelbranche. Mehrere eigene Filialen im Umkreis von ca. 80km.Lieferungen erfolgen bis nach Bayern hinein.
Wer ist für die Ausführung der Logistik zuständig?
Die Fahrer.
Wer sind die Fahrer?
  Größtenteils Männer im Alter über 50. Die Lebensläufe besagen das diese Leute zum größten Teil eine Berufsausbildung und Berufsergahrung in den unterschiedlichsten Berufen vorweisen können, aber aus Altersgründen keine Arbeit im Osten finden.
Diese Männer arbeiten nur nachts. Gut dagegen ist erst einmal nichts einzuwenden.
Die Arbeitszeit wir mittels Stechkarte dokumentiert.
Arbeitsbeginn 22.00 Uhr. Offizielle Arbeitszeit 8 Stunden.
Die Fahrer starten nach dem Beladen ihrer LKW ihre Tour. Soll die Tour in einer halbwegs akzeptablen Zeit bewältigt werden, ist keine Pause drin. In den Zweigstellen, wird die Ware zur Weiterverteilung entladen. Die sanitären Anlagen in einer mir bekannten Zweigstelle lassen den Verdacht einer hygienischen Apokalypse aufkommen und die Verrichtungen der Notdurft jeder Art auf die Weiterfahrt zu verschieben.
Auf die Frage beim Junior –Chef, einen jungen dynamischen Mittdreißiger, dessen Hauptaufgabe die Egopflege zu sein scheint: „Ob denn nicht ein Gesundheitpass bei der Arbeit mit Lebensmitteln notwendig sei“, lautet die Antwort:“ Das ist eh bloß eine sinnlose Belehrung. Kann ich mir auch sparen“.
Das Ende der Tour, ca. gegen 9.00 Uhr . Stechkarte durchziehen fertig. Feierabend.
Auf der Stundenauswertung am Monatsende nimmt sich das folgendermaßen aus:
Pro Tag  22.00 – 9.00  Stundenzahl: 8    davon  bezahlter Nachtzuschlag: 6 Stunden a ….
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Na, haben Sie die Stundenzahl nachgerechnet? …………

Dies geht von Sonntag bis Samstag. Das heißt der Fahrer ist Samstagmorgen 9.00.fertig und beginnt seine neue Woche schon wieder Sonntagabend 22.00 Uhr.
Ein Freizeitausgleich ist nicht vorgesehen. Auch nach Wochen,  ja Monaten nicht. Wer moniert wird gefeuert.
Die täglich geleisteten 3 Stunden unentlohnte  Arbeit sind eingeplant. Werden bei  Kontrollen durch den Zoll usw. die Arbeitszeitverstöße durch den Fahrtenschreiber aufgedeckt, zahlen die Strafen selbstverständlich die Fahrer.
Bei einem Monatsgehalt von Netto 1056,75 € sicherlich kein Problem.
Am Ende des Monats stehen auf dem Stundennachweiß aus unerklärlichen Gründen auf einmal 38 Stunden Minus.
Ein Termin im Lohnbüro, (dessen Leiterin die Frau des Junior-Chefs ist) ist bei Reklamationen nur schriftlich beim Junior-Chef zu beantragen. Dieser vergibt, einen möglichen Termin.
Bei dem schriftlichen Antrag ist im vorherein der Grund der Reklamation detailliert zu benennen.
Reklamationen haben in diesem Betrieb nur eine Wertzeit von 5 Tagen. Danach werden keinen Reklamationen im Lohnbüro mehr anerkannt.
Jetzt können Sie raten, wann der Fahrer einen Termin im Lohnbüro erhält. Sollte er aufbegehren, kann er seine Papiere holen.
Da seine Frau schon arbeitslos ist, hat er nicht all zu viel Spielraum Aufzugbegehren.
Dies sind nur einige mir bekannt gewordenen Details. Sicherlich wird es auch nicht in jedem Betrieb Ostdeutschlands so zugehen. Aber mit Sicherheit ist dies nur die Spitze des Eisberges.
Und liebe WestDEUTSCHE Mitbürger. Seid euch gewiss, dass hier im Osten nur das Versuchsfeld für die Zukunft ist. Auch eurer - unserer Zukunft.



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